Was ist tiefenpsychologische Gruppentherapie?

Tiefenpsychologische Gruppentherapie ist eine therapeutische Behandlung in der Gruppe. Sie ist bezüglich der Wirksamkeit gleichwertig mit einer Einzelbehandlung. 
Sie ist eine sehr effektive Methode, um Kompetenzen in der sozialen Interaktion zu üben, eigene unbewusste Anteile und innere Konflikte bewusst zu machen, sowie um an „blinden Flecken“ und Dissonanzen zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung zu arbeiten. In einer Gruppe können sehr viele Problembereiche bearbeitet werden (z.B. soziale Ängste, Selbstunsicherheit, Selbstwertprobleme, Depressionen, Probleme in sozialen Beziehungen und im Umgang mit sich selbst, Wahrnehmung und Umgang mit eigenen Gefühlen wie Trauer, Angst oder Wut). 

Für wen ist Gruppentherapie geeignet?

Notwendige Voraussetzungen für das erfolgreiche Bearbeiten der eigenen Themen in einer Gruppe sind vor allem eine ausreichende Motivation und Interesse an sich selbst und anderen Menschen.
Sie sollten in der Lage sein zu anderen Menschen Kontakt aufnehmen zu können und die grundsätzliche Fähigkeit haben in einer Gruppe von Menschen sprechen zu können. 
Fast alle Störungsbilder können in einer Gruppentherapie behandelt werden.

Was sind die Vorteile von Gruppentherapie?

  • Eigene Themen, Konflikte, unbewusste Anteile, werden durch die Interaktion in der Gruppe und die Gruppendynamik reaktiviert und hierdurch direkt erlebbar und bearbeitbar gemacht.

 

  • Durch die Interaktionen kommt es zu einer besseren Differenzierung von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Man kann besser verstehen wie man auf andere Menschen wirkt und die Auswirkungen des eigenes Verhaltens auf andere Menschen besser verstehen lernen.

 

  • festgefahrene Themen und Muster, welche sich immer wieder in zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen, lassen sich herausarbeiten. Neue Verhaltensweisen können direkt erprobt werden. Dadurch sind auch neue Beziehungserfahrungen direkt möglich.


  • Eigene Themen finden sich auch bei anderen Teilnehmern und können dort indirekt und "stellvertretend" bearbeitet werden. Dies wird meist als sehr entlastend erlebt.


  • Durch die Aktivierung von Emotionen durch andere Teilnehmer kann geübt werden diese Gefühle besser wahrzunehmen und zu regulieren. 


  • Die eigene Kommunikationskompetenz, Selbstsicherheit und soziale Kompetenz kann reflektiert und geübt werden.


  • Die Toleranz gegenüber Verschiedenheiten in der Gruppe kann gefördert werden, und damit auch das Erleben von Akzeptanz der eigenen Individualität in der Gruppe.


Ablauf/Planung

Als Vorbereitung auf eine Gruppentherapie erfolgen zu Beginn der Behandlung Einzelgespräche vergleichbar mit Gesprächsterminen im Rahmen der Planung einer Einzeltherapie. 
Für gewöhnlich kann innerhalb von 3 bis 7 Terminen vom Einzelsetting auf die Gruppe gewechselt werden.
Gruppentherapie im tiefenpsychologischen Setting, wie ich sie praktiziere, findet in gemischten Gruppen von 3-9 erwachsenen Teilnehmern statt. Eine Gruppengröße von 7-9 Teilnehmern halte ich für ideal.
„Gemischt“ bedeutet hierbei, dass die Teilnehmer der Gruppe bezüglich der Diagnose, Symptomatik, bezüglich ihrer individuellen Themen aber auch bezüglich Kriterien wie z.B. Alter und Geschlecht gemischt sind. 
Eine Therapieeinheit dauert 100 Minuten und findet wöchentlich zu einem festen Termin statt. 

Zur Wirkungsweise von Gruppentherapie

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir sind „Gruppenwesen“. Unsere Persönlichkeit, alle unsere Eigenschaften und Fähigkeiten, unsere Stärken und Schwächen, aber auch unsere seelischen Probleme und Störungen entwickeln sich im Kontext unserer zwischenmenschlichen Beziehungen. 
Sie entstehen durch unsere Beziehungserfahrungen mit den Eltern, der Familie, Freunden, aber auch durch Erfahrungen in anderen sozialen Kontexten (Schule, Arbeitsplatz, Gesellschaft etc.).
Nicht nur entstehen unsere Probleme meistens so, sie zeigen sich auch in unseren Beziehungen. Fast alle Menschen die in der Psychotherapie Hilfe suchen, haben unabhängig von ihrer Diagnose Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen und Schwierigkeiten befriedigende Beziehungen aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. 

Gruppentherapie bietet einen geschützten Raum um diese Probleme aufzuzeigen und zu bearbeiten. Eine Therapiegruppe ist ein bisschen wie ein „soziales Laboratorium“, in welchem es für die Teilnehmer möglich werden soll auf eine authentische Art und Weise mit einander in Kontakt zu treten und hierbei sich selbst und ihre Beziehung zu anderen zu erforschen. In der Interaktion mit der Gruppe zeigen sich ganz automatisch die eigenen Muster und inneren Konflikte. Durch diese freie Interaktion und gruppendynamische Prozesse ist es möglich unbewusste Anteile bewusst zu machen und sie dadurch auch zu bearbeiten.